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zu Main-Post 19.1.96 |
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zu Westfälische Nachrichten, 16.1.1996 |
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zu Volksblatt 30.1.1996 |
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Sächsische Zeitung 19.5.92 Rezensiert
Meisterhafte Klangnuancen in brillantem Konzert
Würzburger Pianist im Freitaler Heimatmuseum Nur ein Onkel konnte erreichen, daß ein junger begabter Pianist aus Würzburg, Holger
Berndsen (1990 an der dortigen Hochschule mit Examen abgeschlossen), im Freitaler Haus der Heimat auftrat. Der Klub der Senioren e.V., der den Rentnern zwischen Potschappel und Hainsberg und darüber hinaus
Veranstaltungen zu bieten versucht, hatte hier eine besondere Kostbarkeit ausgesucht. Der junge Pianist, der im nächsten Jahr in Darmstadt mit Tschaikowskis b-Moll Konzert brillieren möchte (nach dem
Konzerteindruck dürfte man da einen großen Erfolg erwarten) spielte Werke von Schubert, Brahms und Ravel. Die Schubertschen Werke ordneten sich stimmungsvoll in den Empirestil des Raumes ein. Fast wie in
einer Serenade im Freien zwitscherten Vögel heimlich herein und bei Ravels "Ondine" (einem musikalischem Bild der märchenhaften Undine) plätscherte als Hintergrundskulisse die Fontäne vom nahen Goldfischteich.
Erstaunlich - was der Gast aus dem Stutzflügel für Klangnuancen und was er an Differenzierungen des Ausdrucks herausholen konnte. Er verriet Klangsinn und
Gestaltungs-kraft, die nicht nur in Schuberts a-Moll-Sonate oder dem c-Moll-Impromptu (als Zugabe im "Andantino" der A-Dur-Sonate des Todesjahres 1828! äußerst beeindruckend!) oder in drei der Elegien des
späten Brahms (op. 118) packend sich zeigte, sondern besonders auch in dem Ravelschen Satz aus "Gaspard de la nuit" (Wächter, Gespenster der Nacht), wohl einem der pianistisch anspruchsvollsten Werke des
Pariser Meisters des musikalischen Impressionismus.Bedauerlich nur, daß in einer Stadt mit Musikschule so wenig Zuschauer aufzubieten waren, Sollte es für Kulturträger nicht auch eine selbsterklärte
Kulturpflicht geben? Friedbert Streller |
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Main Post 19.1.96 Studieren in Moskau: zwischen Kunst und russischem Alltag
KÜRNACH/MOSKAU Der
Kürnacher Holger Berndsen studiert als derzeit einziger Deutscher am berühmten Tschaikowsky-Konservatorium in Moskau.
VON MATHIAS WIEDEMANN Den Anstoß gab ein Erlebnis beim Schleswig-Holstein-Musikfestival 1992. Dort hörte Holger Berndsen, junger Pianist aus Kürnach, wie ein älterer
Kollege aus Rußland einen Akkord anschlug, wie er ihn noch nie gehört hatte. “Ich wußte nicht, daß ein einzelner Akkord so ausdrucksvoll sein kann." Der ältere Kollege war Lew Naumow, ein Lehrer
am weltberühmten Moskauer Tschaikowsky-Konservatorium. Er lud Holger Berndsen ein, bei ihm zu studieren. Mit Hilfe des deutschen Auslands-Austauschdienstes (DAAD) klappte es dann im September '94.
Berndsen hatte alle Prüfungshürden genommen und über Stipendien die Finanzierung gesichert - immerhin verlangt das Konservatorium 6000 Dollar Studiengebühren pro Jahr. Selbst wenn ausländische Studierende
als Devisenbringer in Moskau hochwillkommen sind, das Niveau am Tschaikowsky-Konservatorium ist noch immer atemberaubend hoch. Nahezu alle berühmten russischen Pianisten haben hier gelernt. Seinen Lehrer
Naumow bezeichnet der 29jährige als einen der letzten Poeten der romantischen russischen Klaviertradition." Die Konkurrenz ist hart, immerhin lernen junge russische Musiker von klein auf alles, was man
hierzulande erst im Studium vermittelt bekommt. Für Berndsen ist das kein Problem. Er weiß, daß sein Werdegang eben anders war, ganz ohne Elfenbeinturm. Er hat acht Jahre Dienst beim Roten Kreuz
geleistet und 1990 an der Würzburger Musikhochschule sein Diplom gemacht. "Ich komme gar nicht auf die Idee, mich mit den anderen zu vergleichen. Schwieriger Anfang Der Erfolg bleibt dennoch nicht aus: Bei einem Vortragsabend im Konservatorium durfte er Rachmaninow' spielen, einen der Hausgötter der russischen Romantik. Weniger
romantisch ist der Moskauer Alltag. "Die erste Zeit war ganz schön schwierig", sagt Berndsen. Mittlerweile spricht er aber gut russisch, nicht zuletzt weil seine Freundin Swjetlana Russin
ist. Mit ihr bewohnt er ein 18 Quadratmeter großes Zimmer im Wohnheim des Konservatoriums. Eine Wohngemeinschaft zwischen Unverheirateten geht aber nur, wenn man einige Findigkeit entwickelt. "Man
muß sich eine „tote Seele“ suchen, also einen Studenten; der woanders wohnt, und nur pro forma als Zimmergenosse eingetragen wird. Und man muß sich mit der Heimleiterin gut stellen." Neben Holger und
Swetlana ist gerade noch Platz für ein Klavier. Weiterer Zimmergenosse ist ein kleines weißes Kätzchen, das die beiden aufgenommen haben: "Im Wohnheim leben so viele Katzen wie Menschen“, erzählt Berndsen. So beengt es auch zugehen mag, das Zimmer gehört zu den komfortableren in Moskau. In der Universität, einem der -berühmten Hochhäuser im Zuckerbäckerstil, leben 40 000 Studenten in Zellen, in die
gerade, Bett und Tisch passen. Bestechung hat Berndsen noch nie nötig gehabt. "Ich wüßte gar nicht, wie das geht." Statt dessen behilft er sich, indem er von den Einheimischen lernt:
"Man kann auf der Straße ein x-beliebiges Auto anhalten und verhandelt dann über den Fahrpreis." Kaufen kann man in Moskau fast alles - wenn man Geld hat. "Mittlerweile ist manches teurer als bei
uns“ stellt Berndsen fest. Der Preis für eine U-Bahn-Fahrt hat sich im letzten Jahr verdreifacht und kostet jetzt umgerechnet 50 Pfennig. Nicht gerade billig bei einem durchschnittlichen Monatsgehalt von 80
Mark. |
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Westfälische Nachrichten, 16.1.1996 In der Klangwelt Schuberts gelöst
Ovationen für Holger Berndsen / Rachmaninow und Debussy sprachen Musiker aus der Seele Holger Berndsen erntete in der Alten Amtmannei stürmische Ovationen.
Nottuln. Nach außen hin wirkt er wie die Ruhe in Person: Auf- und Abgänge, die Verbeugungen - bei all dem regt sich kein Muskel auf dem Gesicht. Wenn
Holger Berndsen dann seine Hände über die Klaviertasten führt, entpuppt sich diese Ruhe als Ausdruck absoluter Konzentration. Die Körperbewegungen beschränken sich auf ein Minimum, einzig aus den Fingern des
Musikers sprudelt enorme Aktivität. Berndsen, Jahrgang 1966, hatte sich für seinen ersten Auftritt in der "Alten Amtmannei" am Sonntagabend ein schönes, farbenreiches, durchweg aber auch kräftezehrendes
Programm zum Ziel gesetzt.Daß Berndsen über dienötige Ausdauer verfügt, daran ließ dieser sehr lange Klavierabend keinen Zweifel. Ein gutes Stilempfinden ist ein weiteres Merkmal, das den jungen, aus
Würzburg stammenden Interpreten auszeichnet. Johann Sebastian Bachs Partita Nummer eins B-Dur erhielt ganz andere Klanggestalt als Mozarts D-Dur-Sonate (KV 576) mit wunderschön geformtem Adagio-Mittelsatz. Von beiden
verschieden war wiederum der Klavierton, mit dem der Pianist den grüblerischen Schubert beleuchtete, der in den drei Impromptus op. posth. 142 immer wieder aufscheint. In diesem Programmteil am wohlsten
fühlte sich Berndsen offenbar in der Klangwelt Schuberts. Hier war sein Spiel frei und gelöst. Bei Bach und Mozart dagegen schien es mitunter, daß die hohe Konzentration ins Gegenteil umschlug und manch
perlender Lauf einen leichten Kratzer bekam. Nichts mehr davon nach der Pause. Da gab es Rachmaninow und Debussy - Musik, die dem so streng und ernst wirkenden Musiker aus der Seele spricht. Mit einem
ungeheuren Temperament und technischer Souveränität bewältigte er die Klangmassen in Rachmaninows Prélude h-Moll, ließ anschließend die Saiten zärtlich singen (Prélude G-Dur) und zauberte – „Alla marcia" -
heißblütige spanische Atmosphäre herbei. Ein Fest für die Ohren, das für stürmische Ovationen im Saal sorgte. Die optimale Stimmung des Konzertflügels in der Amtmannei (nicht immer selbstverständlich!) tat
das ihre dazu. Aus Rachmaninows Feder stammte auch die Klaviertranskription des "Wiegenlied" von Tschaikowsky; anschließend malte Berndsen mit impressionistischen Farben Debussys "L'isle joyeuse" -
eine faszinierende Landschaft, von Berndsen großartig ausgedeutet! Die anfangs asketischen Bewegungen des Pianisten wichen der ausladenden Geste - was der Musik hörbar entgegenkam. Aber erst nach dem
fulminanten Chopin-Gewitter als zweiter Zugabe (eher ließ das begeisterte Publikum seinen Solisten nicht gehen!), zog ein Lächeln über Berndsens Gesicht. Er kann es also doch.
Christoph W. Schulte im Walde
Kleine Anmerkung des Pianisten: da hatte ich nach einer Magenverstimmung zwei Tage nichts gegessen - daher der (fehlende) Gesichtsausdruck (H.B.) |
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Volksblatt, 30.1.1996 Klavierabend mit Holger Berndsen in der Musikhochschule Ein Würzburger in Moskau WÜRZBURG (Li) Mit Bach und Mozart einen
Klavierabend zu eröffnen, das erfordert Mut: Der Pianist muß sogleich mit offenen Karten spielen; denn es gibt da nichts zu vertuschen, die Durchsichtigkeit des Satzes, Intelligenz und polyphone “Spieltricks” sind
angesagt. Der Würzburger Holger Berndsen, der zur Zeit in Moskau seinem Können den letzten Schliff angedeihen läßt, bewältigte mit Bachs Partita B-Dur BWV 825 und Mozarts D-Dur-Sonate KV 576 ein bemerkenswertes Pensum
sensibler Klavierkunst, die insbesondere in der kontrapunktischen Polyphonie der Durchführung (Mozart), sowie im Mittel- und Unterstimmenbereich bei Bach aufhorchen ließ.Zweifelsohne stand ihm dabei eine
saubere Anschlagstechnik zur Verfügung, gepaart mit dezentem Klangsinn, der die ersten beiden Werke in solidem barocken Maß und in klassischer Ordnung wirken ließ. Allerdings war nicht zu überhören, da sich der junge
Pianist erst ab Schubert so richtig frei gespielt hatte. Bereits im Impromptu f-moll op.142/1 entdeckte Berndsen den echten Schubert: liedhaftes Melos, getaucht in zart modellierte Anschlagsfarben; ein
singendes Piano und differenzierte Klangschattierungen unter Zuhilfenahme des linken Pedals. Ruhig lauschte Berndsen in die harmonischen Rückungen der mustergültig und klanglich entdeckerfreudig wiedergegebenen
Impromptus op. 142/2 und 3. Hier überzeugte er durch flinke Finger, durch die rechte Temponahme, so daß Schubert die Blume der Romantik keinen Augenblick verlorenging. Dieses Hineinhorchen, diese Übersicht
über die architektonische Gliederung, dieses Abfärben und Vorbereiten von Wiederholungen und Rückführungen zu Ausgangsteilen setzte Berndsen nahtlos fort in den Préludes von Rachmaninow. Hier steigerte sich die
erforderliche Virtuosität auf das Niveau russischer Klavier-Norm, wobei - wie im anschließenden Wiegenlied von Tschaikowsky - wiederum Berndsens Klangsinn ungeahnte Schönheiten auf dem Steinway erblühen ließ. Zum Schluß die “Fröhliche Insel” (L´isle joyeuse) von Debussy. Hier schwirrte, tanzte und sang es, hier lieferte das Klavier ein Optimum an Sinnenfreude, hier gewann der Pianist die lauthalsen Ovationen des
Publikums. Ein schöner Erfolg mit bereitwilligen Zugaben. [nach oben] |
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